Lillys Tagebuch - Episode3
Lillys Tagebuch
Ein Artikel für die Protection News 2/2010

"Wir schreiben das Jahr 2010. Dies sind die Abenteuer des Galgomädchens Lilly, das seit einem Jahr unterwegs ist, um neue Welten zu erforschen, Zweibeiner und andere Lebensformen um den Verstand zu bringen. Viele Lichtjahre von ihrer ehemaligen Heimat entfernt, dringt Lilly in Welten vor, die nie ein Galgo zuvor gesehen hat.“


ich bin es mal wieder, Eure Lilly.

Hier wird es gerade saukalt, aber nur draußen und so richtig ist hier immer noch nichts los. Das heißt, ich bin nach wie vor auf mich alleine angewiesen.

Apollo ist manchmal ein echter Langweiler. Er macht eigentlich gar nichts. Und wenn ich sage „gar nichts“, dann meine ich „gaaaaaaaar nichts.“ Na ja, wenn man mal von gelegentlichem Prusten absieht. Und wenn dann noch der Kamin an ist, könnt Ihr den voll abschreiben. Ich sage nur: bewusstlos!

Aber Ihr müsstet mal sehen wenn unsere Zweibeinermama nach Hause kommt. Dann schleimt der Typ sich voll ein. Okay, manchmal springt ja auch etwas für mich dabei heraus, also lasse ich ihn machen.

Der Kamin ist übrigens schon was ganz Tolles. Abends lege ich mich auch davor. So schön kuschelig. Aber tagsüber geht das gar nicht. Da brauche ich ÄKTSCHEN! Nur ist hier keiner, der mit mir ÄKTSCHEN macht. Aber macht Euch keine Sorgen um mich, ich verkümmere schon nicht bei diesen Langeweilern. Ich mache mir nämlich selber meine Äktschen. Ihr wißt schon, was ich meine ;)

Manchmal macht unser Zweibeinerpapa ja auch Äktschen mit uns.Apollo darf meistens ohne Leine laufen, nur ich nicht, echt gemein.  
Aber bei unseren morgendlichen Spaziergängen werde ich manchmal auch von der Leine gelassen und darf meinen Kumpel Apollo auf einer großen Wiese jagen. Boa, das ist vielleicht ein Spaß, sage ich Euch. Eine riesige Wiese, ganz alleine für uns.

Gut, manchmal sind da auch andere Hunde, aber vor den meisten brauche ich keine Angst zu haben. Dafür sorgt mein persönlicher Body-Guard Apollo schon. Das ist dann doch ganz schön praktisch so einen alten, ääh erfahrenen Freund dabei zu haben. Mag er zu Hause langweilig sein, aber wenn mir einer zu nahe kommt, brauch ich nur ein Zeichen zu geben und schon steht mein Kumpel Apollo vor mir und sagt denen mal die Meinung.
Die Zweibeiner stehen ja immer nur blöd rum und quatschen. Ne, bei so was kann man die voll vergessen.

Genauso wie auf den Spaziergängen durch den Wald. Diese vorwitzigen Eichhörnchen können einem den letzten Nerv rauben. Wie immer in solch wichtigen Situationen erweist sich der Zweibeiner als kontraproduktiv. Und ich rufe noch: „Gib mehr Leine!“, aber was macht mein Herrchen? Drückt die Stopptaste an dieser blöden Flexileine, könnt Ihr Euch das vorstellen. Und dann diese blöden Sprüche: „Komm Lilly, die sind schon alle weg.“ Was du nicht sagst. Ist doch wohl logo, wenn du alles alleine machen willst und nicht auf mich hörst!

Dafür ärgere ich ihn manchmal auch und wickele einfach mal die Leine um einen Baum. Danach stelle ich meine Ohren auf Durchzug und dann kann der mich mal. Wenn ich hier stehen muss, dann muss es der Zweibeiner auch. Mal sehen, wer die längere Ausdauer hat?

Apropos unfähige Zweibeiner: Da war noch die Geschichte mit dem neuen Zaun in unserem Garten.
Hinter unserem Haus sitzt immer eine total fette Katze. Die schreit nachts rum und kackt in unseren Garten. Typisch Zweibeineridee, baut der da doch glatt einen Zaun.
Hat der ´se noch alle? Die Katzen kommen doch darüber. Wer soll die denn jetzt kriegen? Oder glaubt ihr etwa, mein Zweibeinerpapa springt über den Zaun und schnappt sich das Viech? Bis der in die Hufe kommt und mit dem Schlüssel das Tor aufgeschlossen hat, ist die doch über alle Berge. Man, o man, so geht das doch nicht.

Aber was mich wirklich fast in den Wahnsinn treibt, ist die Ordnung der Zweibeiner. Na ja, was die halt so Ordnung nennen.

Wenn wir vom Gassigehen nach Hause kommen, fängt der Stress schon an. Erst werden die Pfoten abgeledert, dann die Türe aufgeschlossen, Halsband los und ab zur Inspektion

Und? Jeden Morgen das gleiche Spiel. Das Bett ist nicht richtig gemacht, total ungemütlich, aber darum kümmere ich mich immer etwas später. Zuerst muss ich mal meine Stofftiere aufspüren und zusammentragen, die meine Zweibeinermama jeden Morgen an den falschen Orten aufstellt. Aber auch dafür habe ich eigentlich keine Zeit, weil mein Zweibeinerpapa mit Apollo in der Küche das Frühstück macht. Nicht das der mir meine Portion auch noch weg frisst.

Zum Glück lässt uns unser Zweibeinerpapa danach in Ruhe und ich kann mich mit genug Zeit dem Bettenmachen widmen. Das ist schon ganz schön anstrengend, bis ich die Decken halbwegs ordentlich drapiert habe. Ich weiß echt nicht, warum die Zweibeiner alles immer so glatt machen müssen. Das ist doch total ungemütlich. Apollo liegt zum Glück lieber auf seiner Matratze und so habe ich das Bett für mich alleine.

Wir ihr seht, bzw. lesen könnt, bin ich stets hilfsbereit und mit meinen neuen Ideen mache ich meinen Zweibeinereltern immer viel Freude. Sei es bei der Umgestaltung eines klobigen Sessels in ein wohliges Galgonest oder bei der täglich Hausarbeit, die immer so anfällt. Die Mülltrennung versuche ich ja schon seit Monaten zu optimieren.
Aber glaubt nicht, dass es dabei irgendeine Unterstützung von den Zweibeinern oder Apollo gibt. Ganz im Gegenteil, kaum habe ich für Ordnung gesorgt, kommt Zweibeiner und zerstört die Mühen der letzten Minuten oder gar Stunden in null komma nix.

Ihr seht schon, ich habe es nicht leicht. Es wird Zeit für einen Masterplan. Ich muss das Ruder an mich reißen, sonst kommen wir hier nicht weiter.

Apollo ist dabei nicht das Thema, meine Zweibeinermama auch nicht, aber mein Zweibeinerpapa macht mir Sorgen. Das wird eine harte Nuss. So einfach wird er die Macht nicht abgeben und mit der Brechstange darf ich auch nicht rangehen, sonst lässt er mich nachher nicht mehr ins Bett, wenn mir kalt wird oder was soll ich bei Gewitter machen?

Also muss ich geschickt vorgehen, aber ich schaffe das schon – keine Bange.

Ich halte Euch auf dem Laufenden.

Bis zum nächsten Mal

Anhang:

Der Versuch aus einem "klobigen" Sessel ein wohliges Galgonest zu machen...
Bei diesem für Vierbeiner so ungemütlichen Sitzmöbel handelte es sich um ein Original UP5, samt UP6 von Gaetano Pesce aus den 70er Jahren, eigentlich unbezahlbar, aber das ist unsere Lilly ja auch :)

Dieses Sitzmöbel oder besser -objekt war mal der "Schatz" eines Berliner Architekten, der den Sessel vor etlichen Jahren in Italien auf einer Auktion erstanden hat. Wegen der Anschaffung eines Hundes "mußte"er ihn abgeben. Er wollte dem Sessel das zu erwartende Schicksal ersparen. Er sagte mir, dass er es nicht ertragen könne, wenn der Hund seine Krallen an dem Sessel wetzen würde. Geld spielte dabei übrigens nicht die übergeordnete Rolle, sondern der Wunsch, dass dieses Teil in gute Hände kommt. Nachdem sich Lilly seiner angenommen hatte, war ich ihr aber wirklich nicht böse! Ich war auch nicht sauer, lediglich etwas traurig, wegen des Sessels und vor allen Dingen wegen des Vorbesitzers. Aber vielleicht war es auch das Schicksal dieses Sessels und der Architekt wollte es einfach nicht mit ansehen müssen.

Nachtrag:

Antwort von Leon an Lilly:


meine Zweibeinermama Bettina hat mir gerade Deine neueste Geschichte  aus  der PN vorgelesen. Ich kann Dich nur zu gut verstehen....mir geht es auch nicht anders. Wir beide wären ein tolles Team. Letzte Woche hat Bettina Thunfischkekse gebacken. Die müssen dann lange im Backofen trocknen. Am nächsten Morgen hat sie einen kleinen Lappen in die Türe geklemmt, damit die feuchte Luft raus kann. Während sie dann nachmittags zur Arbeit war, wollte ich die Kekse schon mal in die Dosen tun. Man ist ja schließlich hilfsbereit! Es war ziemlich mühsam, die Türe zu öffnen, aber dann hat es doch geklappt und eigentlich wollte ich dann nur mal einen Keks probieren......aber die waren soooo lecker......und ich glaube, ich habe 2 1/2 Bleche geschafft. Das hat Bettina auf jeden Fall jemandem so erzählt. Es waren insgesamt 4 Bleche Kekse. Mein Abendbrot habe ich dann nicht mehr ganz geschafft und mir war auch ein kleines bißchen übel, aber das war egal.
Begeistert war Bettina nicht, denn sie wollte noch Kekse verschenken. Joel hilft mir überhaupt nicht, bei solchen Unternehmungen. Er liegt dann nur im Körbchen und sagt dann immer, daß wir das nicht dürfen. Langweilig, sag ich Dir!
Gerade habe ich im Garten im Schnee getobt. Es war sehr lustig und sogar der Langweiler kam raus. Ich bin voll durchgeknallt und Bettina hat gelacht. Dann hat sie meinen Tennisball geholt und geworfen. Na ja, ich habe ihn dann zwei Mal geholt...um ihr einen Gefallen zu tun. Dann habe ich den Ball im Schnee verloren. Bettina sagte immer wieder "Such den Ball"....wie blöd....aber ich konnte ihn nicht finden und habe dann statt dessen einfach einen Meisenknödel vom Strauch gerissen und mit reingebracht, aber natürlich war das auch mal wieder nicht richtig!

Versteh' einer die Zweibeiner...

Bis bald