Her name is (was) Lola Alles begann mit den Dinosauriern, die dann aber durch eine Reihe unerklärlicher Vorkommnisse ausgestorben sind. Irgendwann, viele, viele Jahre später wurde ich dann von heftigen Migräneattacken heimgesucht und meine Heilpraktikerin riet zu regelmäßigen Spaziergängen. Voller Elan und guten Vorsätzen habe ich dann auch genau 2 Tage durchgehalten, da es am dritten Tag geregnet hat. Bei meinem nächsten Gespräch riet sie mir: „Schaffen sie sich einen Hund an.“ Okay, die Lösung lag auf der Hand, aber sollte gut durchdacht sein. Mein letzter Hund war ein Afghane und der letzte Hund meiner Frau war ein Boxer gewesen. Und natürlich waren das die tollsten Hunde der Welt.

Also vergingen weitere 3 Monate, bis „Tiere suchen ein Zuhause“ für den entscheidenden Entschluss sorgte.

Ein Galgo sollte es sein! Ja, so ist es, auch wir gehören zu der Sorte Mensch, die sich im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte, mit voller Absicht also, für diese Rasse entschieden hat.

Dank des Internets haben wir uns dann weitere Informationen über die Rasse besorgt. Wir waren erschüttert, was die Spanier nahezu unbemerkt von der Weltöffentlichkeit treiben - und das schon seit Jahrzehnten. Und es dann auch noch Tradition zu nennen... Zum Glück ändert sich da ja gerade so einiges. Zumindest möchte ich das so sehen...

Nach diversen Mails und Telefonaten mit verschiedenen Tierschutzorganisationen und Pflegestellen haben wir das erste Mal „Live-Kontakt“ auf dem allsonntäglichen Windhundtreffen in Gladbeck mit den Hunden aufgenommen. Wildfremde Hunde haben uns freundlich willkommen geheißen, haben sich eine Zeit lang zu uns gesellt und sich mit Streicheleinheiten versorgt. Wirklich beeindruckend! Wir waren hin und weg und hätten am liebsten irgendeinen Hund eingepackt. Aber wir hatten uns wohlweislich vorgenommen einen kühlen Kopf zu behalten, obwohl es uns alles andere als leicht gefallen ist.

Schließlich und endlich haben wir UNSERE Galga auf der Homepage von GPI (Greyhoundprotection) entdeckt.
Wir haben mit Rosi gemailt und einen Termin in Jordans „Galgo-Paradies“ vereinbart. Eine wild-fröhliche Meute Galgos hat uns schon am Tor in Empfang genommen, und jeder dieser edlen Hunde wollte mit uns zuerst Tuchfühlung aufnehmen. Allein diese Begegnung sollte jeden Zweifel wegwischen!
Der herzliche Empfang von Nina und Karl-Heinz Jordans tat das Übrige. Alle Hunde haben sich von ihrer besten Seite gezeigt, jedoch nur eine hat uns so tief in die Augen geschaut, dass es beidseitig gefunkt hat.

„Her name was Lola, she was a showgirl..“, aber anstatt eines Showgirls haben wir eine reinrassige spanische Prinzessin vorgefunden.
Oder sagen wir lieber, die spanische Prinzessin hat endlich zwei neue Untertanen gefunden ;o)
Auch die Warnungen, dass sie nicht einfach ist und noch eine Menge Arbeit auf uns zukommt, haben uns nicht abhalten können. Unsere Entscheidung stand fest!. Am darauf folgenden Wochenende haben wir dann, wie vereinbart, unseren „Testgast“ zu uns geholt. Wir wollten sehen, ob Lola sich nur verstellt hat, um sich dann doch als verkappter, gestörter Dobermann zu outen und unser neues Sofa zerlegen würde. Für uns war eigentlich schon vorher klar, dass das nicht der Fall sein wird und noch klarer, dass wir Lola auch nie wieder hergeben würden. Zum Glück hatten Rosi, Nina und Karl-Heinz ein Einsehen, auch wenn für Karl-Heinz die ersten Nächte ohne Lola bestimmt nicht einfach waren ;o)
Der Charakter dieser Tiere ist wirklich beeindruckend. Lola war sofort zu Hause! Alles kurz mal angeschnuppert, in jedes Zimmer einen Blick geworfen. Kurze Rückmeldung „jaaa, jaaa, das könnte mir schon gefallen“ und ab auf die Couch und sich in uns hinein gekuschelt und eingeschlafen. ANGEKOMMEN sollte das wohl heißen!
In den nächsten Tagen wurden wir ausgiebig von Lola getestet. Was hat Herrchen denn so essenstechnisch drauf, wo ich doch auf einmal kein Trockenfutter mehr mag. Neeee, Reis geht heute gar nicht, ja, Nudeln wären mir heute genehm, aber bitte mit Hühnchen, gekocht oder gebraten ist mir egal. Und rechts rum gehen? Wieso, ich WILL doch links herum. Und wieso sind die Zweibeiner nur so langsam…

Den einen oder anderen Spleen gönnen wir ihr, denn wir wissen um den eigensinnigen Charakter dieser Tiere, ansonsten hätten wir uns einen Schäferhund zugelegt. Und den Besitzern, die ihre Hunde mit „komm“ auf Kommando zu sich rufen, um sich dann zu den anderen Hundebesitzern süffisant grinsend umzudrehen, kann man am besten begegnen, indem man es ihnen gleich tut, allerdings sollte man dann aus voller Kehle „komm oder nicht“ rufen. Das sorgt immer für genügend Verwirrung, zumindest bei den anderen Hundebesitzern ;o)

Außerdem darf man nicht vergessen, dass die meisten Hunde eine unschöne Vergangenheit hinter sich haben, mit Pein, Angst und Demütigungen. Da sei ihnen die eine oder andere Macke gestattet. Gut, damit meine ich nicht, dass man alles durchgehen lassen darf und außerdem, wenn der Hund merkt, dass es einem wichtig ist, wird er daran arbeiten, es seinem Herrchen oder Frauchen recht zu machen. Aber das ist manchmal auch mit viel Arbeit und noch mehr Geduld verbunden. Es lohnt sich allemal.

Lola bleibt den Vormittag über allein und ich denke, sie genießt es sogar. Sie kuschelt sich in Ihr Fell und wartet darauf, dass ich endlich gehe und sie in Ruhe relaxen kann. So ein Morgenspaziergang ist ja soooo anstrengend. Nach dem „großen“ Mittagsausflug ist sie dann bei mir im Büro, aber auch dort liegt sie selig auf ihrem Sofa und döst. Manchmal fordert sie allerdings auch ihre Streicheleinheiten ein. Galgos kommen ja immer zu kurz, was Streicheleinheiten angeht…
Oder ich vergesse, ihr ein Leckerchen aus der „Schatzkiste“ zu geben. Dann steht sie vor meinem Schreibtisch und bellt, allerdings recht leise, damit ich auch weiß, was sie will. Auf jeden Fall merkt man ihr an, dass sie angekommen ist. Sie genießt die Ruhe, das warme Sofa und nicht zu vergessen: das gute Essen.

Am liebsten fährt sie Auto, da gibt es immer viel zu sehen und außerdem ist die Rückbank für eine Galga saubequem, dass sie ihren Mittagsschlaf inzwischen dort hält. Ich bekomme sie auch mit keinen guten Worten oder Leckerchen aus dem Auto. Erst gegen 4 darf man mal anfragen, ob es jetzt genehm ist, das Auto zu verlassen. Werde mir wohl einen anderen Wagen anschaffen müssen, der etwas unbequemer, aber auch schneller ist, weil sie das auch liebt.

Und dann, plötzlich und unvorhergesehen, gesellte sich Apollo zu uns, der unerschrockene Krieger, der Lola bei Gefahr zu Hilfe eilen wird. Na ja, wahrscheinlich haut eher die Prinzessin den „Kleinen“ aus der Patsche. Er ist viel verspielter als Lola, das liegt aber wohl daran, dass er schon in jungen Jahren nach Deutschland kam und so von der spanischen Realität verschont wurde. Er hat etwas Unruhe in Lolas und unser Leben gebracht, und anfangs gab es ein paar kurze, harmlose Reibereien, weil er immer spielen wollte, jedoch bei Lola lieber „chillen“ angesagt war. Er hat es verstanden und akzeptiert, dass sie von adeligem Blut ist und sich nicht zu jeder Albernheit hinreißen lässt. Dafür müssen dann Frauchen und Herrchen herhalten. Dann fliegen die Stofftiere tief.

Ein bisschen mehr Stress ist es auch für uns, aber auf jeden Fall zu bewältigen. Es sei denn, man telefoniert gerade und der „Dicke“ steht mit seinem Quietschetier neben einem und drückt das Teil permanent gegen den Stuhl, aber in einer Frequenz, die man als Dauerfeuer bezeichnen könnte. Telefonieren geht dann auf jeden Fall nicht mehr, alleine schon deshalb nicht mehr, weil ich durch den anschließenden Lachanfall kein Wort mehr herausbekomme.
Es gibt noch mindestens 1000 Episoden, die ich jetzt zum Besten geben könnte, aber diese Geschichte soll ja nur als Einleitung dienen. Und außerdem soll das Pulver ja nicht schon am Anfang verschossen werden.

Hier noch ein gut gemeinter Rat: Wer sich einmal mit diesen Hunden, seien es Galgos oder Greyhounds beschäftigt hat und diese erleben durfte, ich meine nicht auf der Rennbahn, sondern Auge in Auge, Fell an Fell, um den ist es geschehen! Also, sagt nachher nicht, ich hätte Euch nicht gewarnt. Und noch eine Warnung! Diese Hunde machen süchtig. Ehe man sich versieht, hat man zwei oder auch mehr. Und wenn endlich der eigene Windi eingezogen ist, wirst auch Du sagen: „Nie wieder ein anderer...“.

Und Ihr armen Seelen, die Ihr noch nicht Euer endgültiges Zuhause gefunden habt: Gebt nicht auf, irgendwo da draußen wartet jemand auf Euch mit einem großen Sofa und bereitet Euch einen schönen und angstfreien Lebensabend.