Eine Ninja, namens LillyLola war jetzt 2 Wochen tot und mir ging es nicht besonders gut. Ich hatte ganz schön mit dem Verlust zu kämpfen. Das nur zur Einleitung. Ich überlege noch, ob ich diese Vorgeschichte auch einstelle, weil sie einfach sehr traurig ist. Mal sehen...

Jedenfalls stand mein „Anstandsbesuch“ bei GPI (Greyhoundprotection) in Willich an.

Karl-Heinz und Nina, so heißen die armen, verrückten Seelen, die sich mit Kopf und Kragen für die Windhunde einsetzen. Also, über diese Organisation haben wir Lola bekommen und „diese verzauberte Prinzessin“ hat die Beiden ebenso verzaubert, wie uns. Wir hatten uns zum gemeinsamen „Trauern" verabredet.

Dann hatte mir Rosi noch gemailt, dass zudem 3 „Rückläufer“ anstehen. Wieder einmal etwas, was ich nicht verstehen kann. Nur weil die Besitzer keinen Bock mehr auf Hunde haben. Das ist vielleicht böswillig, trifft den Nagel aber auf den Kopf. Für einen Galgo entscheidet man sich doch in vollem Bewusstsein seiner geistigen Kräfte. Man hat sich vorher informiert und wenn nicht, wird man informiert. Man weiß, wie es den Tieren in Spanien ergangen ist und möchte ihnen ein schönes Zuhause bieten, damit sie ihre Vergangenheit vergessen und neues Vertrauen in die Menschheit fassen können. Dann bekommt man eine Bedenkzeit, Testspaziergang, Testwochenende und, und, und... Kopfschütteln und Empörung...
Jedenfalls hatte ich ein mulmiges Gefühl, als ich da so alleine vor dem Tor stand. Spätestens, als ich die fröhlichen Windis hinter dem Zaun gesehen habe, ging es mir schon etwas besser. Als dann noch die „Urlaubs“-Rasselbande und ihre eigenen Hunde auf mich eingestürzt sind, noch viel besser. Wir haben zwischendurch natürlich auch über Lola gesprochen, aber ohne Heulerei. Fortschritte!

Es gab zwar noch so viel zu erzählen, aber irgendwie passte das an dem Abend nicht mehr. Das Wesentliche war gesagt und vorher geschrieben, ihr wisst wie ich denke und fühle. Zumindest diejenigen von Euch, die die Vorgeschichte kennen. Und ich habe auch gemerkt wie es Nina und Karl-Heinz ging. Manchmal muss man nicht reden... Und das Gesagte sollte fürs Erste reichen...

Karl-Heinz fragte mich, ob ich nicht mal in den Keller gehen wolle. Also, im Keller is gar nicht so schlimm, ganz im Gegenteil. Im Hundekeller schlafen die Hunde nachts.
Dort wartete ein Rudel Galgos auf eine unverhoffte, aber willkommende Abwechslung am Abend. Schließlich war ja schon Ruhezeit für die „Kleinen“. Ich kann Euch sagen, diese sensiblen Tiere haben meinen mentalen Zustand blitzschnell erkannt und jeder hat sein Repertoire zum Besten gegeben. Ich wusste gar nicht, wohin ich zuerst schauen, oder wen ich zuerst streicheln sollte. Ich habe mich auf ein Hundesofa gesetzt und alle drängten sich an mich. Jeder wollte mir näher, als der oder die andere sein.
Oh, das war eine echte „Hardcore-Therapie". Ich habe mich in die „wabernde“ Meute gesetzt und mich von den Hunden begrüßen lassen, sie gestreichelt, und es einfach nur genossen. Ein tierisches Gewusel…
Eine besonders vorwitzige Galgodame namens Ninja, die es unten nicht so recht geschafft hatte an mich heran zu kommen, ist dann auf das Sofa gesprungen und dort auf meine Schultern, um mich erst einmal ordentlich abzuschlecken. Sie war so schnell, rechts, links, dass ich einfach nur lachen konnte. Das erste Mal nach 2 Wochen.
Ich hätte vor Freude weinen können, es war soooooooooo schön.

Nina wollte zuerst Einhalt gebieten, hat jedoch gemerkt, dass ich das so wollte. Meine Jacke war zwar versaut – selber Schuld - denn ich wollte ja vorher nicht auf Karl-Heinz hören. Er hatte mir eine Jacke von sich angeboten.

Na ja, wir werden wohl erst mal einen Hund zur Pflege in unsere Obhut nehmen. Da unten sind im Moment echt viele Hunde und geht wirklich drunter und drüber ;) Und wenn jetzt noch zwei kommen...
Es war auf jeden Fall ein wunderschöner Abend und fast schon eine Therapiestunde im GPI-„Kuschelstudio“. Egal wie verrückt die Hunde waren und wie sie mit mir umgegangen sind. Jeder wollte mich als Erster trösten und aufmuntern und zwar alle 7 auf einmal.
Sie hätten mich auch für die Nacht da unten einschließen können. Es hat mir echt so gut getan und ich bin fast beschwingt nach Hause gefahren. Die Stimmung war seit Wochen nicht mehr annähernd so gut. Vielleicht kann ich ja diese Stunde meiner Krankenkasse in Rechnung stellen.
Am kommenden Wochenende werden wir wohl einen Gast zu uns holen. Das ist für Apollo auch ganz gut und den anderen Hund erst recht. Der kann dann auch mal zur Ruhe kommen und schon einmal „vorschnuppern“, wie es so in einem „Zweibeiner“­Rudel so sein kann. Zwar erst einmal „nur“ vorübergehend, aber immerhin.
Außerdem auch etwas Entlastung für die anderen verbleibenden Hunde.
Ich weiß, dass es schwierig wird, einen Pflegehund nicht zu behalten. Und uns muss klar sein, dass, wenn ein Interessent den Hund haben möchte, er dann in sein neues „Rudel“ umziehen muss. Dann hat er endlich ein endgültiges Zuhause.

Antwortmail auf dieses Ereignis von Rosi
„YES, Mensch Dirk, genau das war mein Vorhaben für Samstag, weißt Du, ich hatte ein wenig Angst, dass Du mich falsch verstehst, wenn ich Dich bitte, mit Lisa Samstag zu kommen und zwischen den Hunden und uns einfach abzutauchen. Ich habe zu Marc gesagt, nicht das Dirk jetzt glaubt, ich will ihm einen Hund einreden, NEIN ich habe genau das gewollt, mir gewünscht, was Dir da unten und gestern passiert ist............Mensch ich freu mich so sehr, dass die Nasen es geschafft haben, Dir so schöne Minuten zu bescheren!!!! Juchiiiiiiiiiiiiiiiiii ich könnt Dich knuddeln;-))) Ich hoffe, dass es Dir weiterhin besser geht. Ich freue mich auch, dass Apollo gut drauf ist, prima. Wer soll denn der Pflegehund werden freu freu freu und ab wann, was habt Ihr vereinbart? Ach Dirk ich bin so froh *lach*“

Und von Nina
nee, mal im Ernst, haben wir gerne gemacht!!! was hat Lisa gesagt??? die Jacke ist wohl in der Wäsche oder? aber dafür brauchtest du dich ja nicht mehr zu waschen  :-)) wenn wir einen schlechten Tag hatten, gehen wir in den Hunderaum, ich denke du kannst es nachvollziehen...
Jetzt musste natürlich die große Frage geklärt werden: Wer soll der oder die Glückliche sein? Am liebsten hätte ich sie alle genommen. Das geht natürlich nicht, alleine schon nicht wegen Nina, Rosi und Karl-Heinz. Was sollten die ohne ihre Pflegehunde machen?
Wegen Apollo hatte ich an etwas „Ruhigeres“ gedacht. Aber Lisa hatte sich in den Kopf gesetzt „Ninja“ zu uns zu holen, diesen kleinen durchgeknallten Wirbelwind, der einfach nur aus Langeweile den Stapel Kaminholz im Graten abräumt und dann die Scheite ins Hunde-Refugio schleppt. Oh, Gott..

Vor allen Dingen wollte ich wissen, was hinter Lisas Wunsch, bzw. Entscheidung steckt. Meine Intention liegt eindeutig bei einem „Pflegehund“ und ich will ja nicht durch die „Hintertüre“, so ganz klammheimlich einen Für-immer-Gast „angedreht“ bekommen ;)

Und in erster Linie sollten wir an Apollo denken.
Ich habe noch versucht zu intervenieren, aber man beachte nachfolgende Konversation bezüglich Ninja mit meiner Frau:

Dirk: Ich will nur einen Pflegehund, nicht dass der plötzlich bei uns für immer einzieht!
Lisa: NEIIIIIIINNN, auf keinen Fall…
Dirk: Dann lass uns doch Elli nehmen, die ist `ne total liebe und würde bestimmt gut zu Apollo passen
Lisa
: Ich weiß nicht, wegen der hellen Haare und so..
Dirk: Ach hör' auf, kann doch wohl nicht so schlimm sein
Lisa: Doch, hat Bettina letztens auch noch gesagt.
Dirk: Aber meinst Du nicht, dass für den Anfang etwas Ruhigeres angenehmer ist? Ninja ist echt total druchgeknallt, die hat nur Grütze im Schädel.
Lisa: Dann müssen dann eben klare Regeln aufgestellt werden.
Dirk: Oh, ganz neue Töne, die Hunde sollen plötzlich machen, was Zweibeiner sagt.
Lisa: Verschmitztes Lächeln..

Okay, so ging es weiter. Ihr wisst ja, wie unnachgiebig Frauen sein können ;) Auf jeden Fall bin ich auf keinen grünen Zweig gekommen, es war auch keinerlei Kompromissbereitschaft zu erkennen. Das Wochenende wird wohl von Ninja auf den Kopf gestellt werden ;)
Also, noch mal zu Ninja und Lisa: Meine Frau hat sich schon in Ninja verliebt, als sie sie das erste Mal auf der Homepage gesehen hat. Als WIR sie dann noch live erlebt haben, war es um sie geschehen. Beim letzten Treffen im Dezember ist Lisa erst gar nicht zu den Hunden gegangen, weil sonst Herz mit Verstand kollidiert wäre. Und 3 Hunde wären vielleicht noch irgendwie mit viel Fantasie zu händeln, aber nicht in der damaligen Konstellation und den Vorzeichen.

Okay, die Vorzeichen haben sich nun geändert. Ich habe im Moment auch wieder etwas mehr Zeit, der Wirtschaftskrise sei dank ;) ABER Apollo ist unsere Nr.1! Er fühlt sich in seiner Rolle pudelwohl und das soll auch so bleiben, egal wie doll man sich in einen Hund verliebt. Verliebtheit (auf den ersten Blick) vergeht wie Kummer... hoffe ich... Ihr seht, etwas Verstand ist doch noch übrig ;)
Ich denke, dass ein ruhiger Hund eher was für Apollo "zum Beipacken" wäre, aber ich weiß es nicht. Im Moment genießt er unsere ungeteilte Aufmerksamkeit und wohl auch mal alleine zu sein. Er macht zumindest einen sehr entspannten Eindruck, obwohl er das eigentlich immer gemacht hat ;)
Und er hört ohne Leine noch besser, als vorher. Fast schon unheimlich. Wahrscheinlich doch ein Galgo-Schäferhund-Mix :)
Rosi hat auch noch versucht uns Ninja auszureden. Ich weiß, dass sie total durchgeknallt ist. So habe ich sie ja erlebt und ich weiß auch, dass sie uns auf unser Kuhfell pinkelt und dass sie wahrscheinlich unsere Sitzkissen zerfetzt, aber Lisa lässt sich das nicht ausreden und möchte es trotzdem probieren. Ach ja, stubenrein ist sie im Übrigen auch noch nicht. Vielleicht können wir sie ja schon Morgen abholen. Dann haben wir das ganze Wochenende zum Abgewöhnen ;)
Und was ist das Leben ohne Herausforderungen? Karl-Heinz hatte mich auch schon gefragt, ob wir uns das wirklich antun wollen. Ja, das wollen wir! Okay, „alea iacta est“, die Würfel sind gefallen, ich trage die Entscheidung mit, und zwar mit Haut und Haar. Das muss auch so sein, dann kann man die Schuld nicht auf Andere schieben. Nach den letzten Wochen, durch das auf und ab mit Lola, wäre wahrscheinlich jeder Hund Entspannung pur...
Aber da gibt es noch eine andere Frage, die beantwortet werden muss: Was sagt Ninja zu der der neuen Situation? Sie ist noch jung und hat viele Kumpels… Aber wie so oft entscheiden das nicht die Zweibeiner, sondern die Hunde selber :) Und so sollte es auch sein.

Es kam folgende Mail:
.... sitze hier und schaue aus dem Fenster... überlege, soll ich es Dirk schreiben, nee, der hält mich für verrückt................. Nun gut, hier ist die verrückte Rosi.................;-) Nina schrieb mir heute morgen, es ist immer wieder eigenartig, seid vorgestern ist Ninja verändert, bisher immer der Clown, immer Blödsinn im Kopf, immer wie eine Hummel, jedoch seid vorgestern hm.... ist sie etwas anders, hört sich verrückt an, sind wir sicherlich auch (etwas!) aber sie ist etwas separater zu der Gruppe, sie sondert sich auf einmal ab...sodann sagte sie noch "sie saß gestern "alleine" in der Ecke vom Refugio, mit Blickrichtung zum Tor", Nina sagt, sie hat noch KH darauf aufmerksam gemacht, da sie wirklich so lange da saß.............
weißt Du, es ist faszinierend, wie schlau unsere Galgos sind, ich glaube, Ninja fühlt was los ist, Ninja hat Deinen Zustand gefühlt......und es passiert nicht das erste Mal, dass ein Hund sich so verhält, glaube mir..............ok, ich weiß, wenn ich das irgendjemandem erzähle, der lächelt und sagt "och Du und Deine Hündchen", aber ich glaube daran, dass sie fühlen, was mit uns ist........das evtl. eine Veränderung ansteht etc..............es ist schön zu wissen, das Nina genauso fühlt wie ich;-))) deshalb hat sie es mir auch so erzählt..............

Ich hätte mich weg schreien können.

Sch.., aus der Nummer schien ich ja wirklich nicht mehr heraus zu kommen..
Das mehr in diesen Sensibelchen steckt als wir sehen können, war doch wohl klar, oder?
Schon Lola hatte diese Gabe. Sie hat sich gezielt Menschen ausgesucht, die Angst vor Hunden haben und hat sich dann ganz vorsichtig genähert, um sie dann zu überzeugen, dass der- oder diejenige doch keine Angst haben muss. Immer wieder hat sie versucht, behutsam mit der Nase zu stupsen um dann ein paar Streicheleinheiten zu ergattern. Nur bei Menschen die wirklich Angst vor Hunden haben, funktionierte das leider nicht.
Und wer vorher noch nicht „verrückt" war, der wird es spätestens, wenn er sich auf diese Hunde eingelassen hat.

Wahrscheinlich sind diese Windhunde doch keine verzauberten Feen, sondern Aliens, die unsere Gehirne auslesen und uns dann mit ihren Wunschinfos manipulieren.
Ich warne Euch, lasst Euch nicht von diesen süßen Dingern in die Augen schauen ;)

Wie es weitergeht, könnt Ihr in dem Bericht: Pflegehund für eine Woche lesen. Ich hoffe ihn in der nächsten Woche zu veröffentlichen.

Dass Ninja natürlich nicht „nur“ Pflegehund bleibt, sondern direkt bei uns eingezogen ist, brauche ich hier wohl nicht zu erwähnen ;)

Ich sage nur: Aliens!